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Schlafmaske für besseres Gedächtnis und mehr Wachheit bei Parkinson-Betroffenen

Eine exzessiv erhöhte Tagesmüdigkeit gehört in den fortgeschrittenen Parkinson-Krankheitsstadien zu den am häufigsten beklagten nichtmotorischen Beschwerden nicht nur der Betroffenen, sondern auch der Angehörigen. Es fällt leicht, diese ursächlich auf die Parkinson-Medikation abzuwälzen. Häufig verbleibt jedoch das ständige Einschlafen, auch wenn das eine oder andere Medikament probeweise abgesetzt wird. Leider kommt es in einigen Fällen dann auch noch zu einer Verschlechterung der Beweglichkeit; beides nicht gewollt und nicht erwünscht.


In einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern aus Chile und Kanada eröffnet sich ein ganz neuer Weg, gegen diese Tagesmüdigkeit vorzugehen. Sie untersuchten 67 Patienten mit M. Parkinson im mittleren Krankheitsstadium (60 % Männer, 40 % Frauen) in einem Durchschnittsalter von 65 Jahren. Bei 47 der 67 Patienten konnte ein obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom (OSAS)  nachgewiesen werden.


Bei einer Schlafapnoe setzt die Atmung für eine gewisse Zeit aus, es kommt zu einer Verminderung der Atmung (Hypopnoe) oder gar zu einem Atemstillstand (Apnoe), manchmal nur wenige Sekunden, manchmal aber auch ein bis zwei Minuten. In dieser Zeit wird die Luft knapp, die Lunge wird nicht ausreichend belüftet, der Betroffenen schnappt geradezu nach Luft, in der Regel mit einem tiefen und sehr lauten Seufzer. Bei einer Schlafapnoe tritt ein solcher Luftnotzustand nicht nur einmal in der Nacht auf, sondern viele Male, möglicherweise mit schweren Folgen für die Gesundheit. Die Sauerstoffnot betrifft alle Organe, auch das Gehirn. In der Folge kommt es zu exzessiver Müdigkeit am Tag mit Einschlafattacken, Gedächtnisstörungen, Bluthochdruck und Herz-Kreislaufproblemen. Gemessen wird das Ausmaß der Atemaussetzer mit dem AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index). Er misst die durchschnittliche Anzahl an Apnoe- (Atemstillstand) oder Hypopnoe-Zeiten pro Stunde Schlaf.

Es zeigte sich in dieser Studie, dass der AHI mit den Punktwerten eines Fragebogens zur Tagesschläfrigkeit (ESS = Epworth Sleepiness Scale)  und eines Fragebogens zu kognitiven Fähigkeiten (MoCA = Montreal Cognitive Assessement) assoziiert war.

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass eine Schlafapnoe bei Parkinson-Patienten zu erhöhter Tagesschläfrigkeit und kognitiven Störungen führt. Die Wissenschaftler regen eine weitere Studie an, welche herausfinden soll, ob eine Behandlung der Schlafapnoe bei Patienten mit Morbus Parkinson die exzessive Tagesschläfrigkeit und die Gedächtnisfunktionen verbessern kann.

Meine persönliche Meinung: Dass dies der Fall ist, kann aus anderen Studien bereits abgeleitet werden. Leider wehren sich viele Parkinson-Patienten dagegen, die im Schlaflabor für sie empfohlenen Schlafmasken zu tragen. Vielleicht gibt diese aktuelle Studie einigen Patienten neuen Mut, es doch noch einmal mit einer anderen Maske zu versuchen und Patienten mit erhöhter Tagesmüdigkeit, die laut schnarchen und noch nicht in einem Schlaflabor untersucht wurden, eine solche Untersuchung anzustreben.

Quelle: Mery VP, Gros P, Lafontaine AL, Robinson A, Benedetti A, Kimoff RJ, Kaminska M. Reduced cognitive function in patients with Parkinson disease and obstructive sleep apnea. Neurology 2017; 21; 88(12): 1120-1128. doi: 10.1212/WNL.0000000000003738. 

 

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